Die Historie von Arzheim

 

" .... niemand macht Geschichte allein." (Rigoberta Menchu Tum)

 

Die Geschichte des Ortes Arzheim auf dieser Seite wiedergeben zu wollen ist ein schier unmögliches Unterfangen. So versuchen wir die Vergangenheit in einem Art Stenogramm zu skizzieren, auch wenn dies der eigentlichen Sache nicht gerecht wird. Da Geschichte immer wieder neu geschrieben wird, hegen wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ihr Feedback ermöglicht es uns jedoch alle wichtigen Fakten der Arzheimer Geschichte Stück für Stück zusammenzutragen. 

 

Funde aus dem Mühlental beweisen, dass in der jüngeren Steinzeit unsere Gegend besiedelt war. Aus Grabfunden in der Gemarkung Arzheim, die aus den letzten Jahren vor Chr. stammen,  ist festgestellt, dass das Gebiet Arzheims in spätkeltischer und frührömischer Zeit besiedelt war. Aus römischer Zeit ist ein Gebäuderest in der Minnigswiese und am Bornbach nachgewiesen.
Es liegen außerdem der Stadt Koblenz Notizen über fränkische Grabfunde vor.

Der Name „Arzheim“  zeitweise „Ardesheim“, „Artzhym“, „Archzym“, „Arzem“ deutet auf eine fränkische Gründung hin.

868 schenkte König Ludwig seine Herrenhöfe in Arenberg und Leutesdorf samt dem Herrenhof in Arzheim dem adeligen Frauenkloster Herford in Westfalen.
Zwischen 911 und 918 kam ein Arzheimer Hof an die Grafen von Diez.
Vermutlich kurz nach 836 wurde die erste Arzheimer Kirche erbaut.
Vor dem Jahre 1000 hatte Arzheim eine Holzkirche.
Im Jahre 1000 schenkte der Edle Herrenbrecht seinen Hof zu Arzheim dem Kastorstift.
Nach dem Jahre 1000 bauten die Arzheimer eine romanische Kirche,
deren Turm heute noch unser Kirchturm ist.

Im Jahre 1047 entstanden Aufzeichnungen, aus denen das Zehntrecht des Kastorstiftes über Arzheim hervorgeht.

Ursprünglich bestand Arzheim aus  zwei landwirtschaftlichen Wirtschaftgütern (dem des Königs und dem des Kastorstiftes) und einer Ansiedlung von Arbeitern oder Leibeigenen. Zwischen  „Zwei und Arzheim“ lag die Kirche.

Es werden auch noch Gutshöfe einer Freifrau von Gebsattel (1739), einer Ritterfamilie von der Arken (1364) und der Schöffenfamilie von der Hohenminnen (1406) erwähnt.

Die Kirche in Arzheim erscheint in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter den Kirchen, für die das Koblenzer Kastorstift dem Trierer Erzbischof die Kathedralssteuer zu entrichten hatte. 

Am 13.01.1300 verkaufte oder verpfändete Graf Heinrich von Wylinau (ein Glied der Diezer Grafen) seine Güter in Arzheym an Heinrich von Helphinstein (Helfenstein) für 60 Mark.

Aus einer Aufzeichnung zur Verteilung von Einkünften aus dem Jahre 1326 ist bekannt, dass die Verleihung der Arzheimer Kirche dem Stiftskustos (Kirchenverwalter ) von St. Kastor zustand.

Aus einer Ablassurkunde aus dem Jahre 1345 ist bekannt, dass das Kastorstift versuchte, das
Aldegundispatrozinium zu verdrängen.

1347 wird erwähnt, dass Arzheim durch einen Graben von Horchheim getrennt ist und 1668 wird von einem Falltor berichtet.
Aus dem Jahre 1406 wird überliefert, dass die hl. Aldegundis im Gerichtssiegel weiterhin zu sehen ist. ca. 1440-1446 wird durch den Helfensteiner Hermann V. und seine Frau Anna von Boos von Waldeck die im Jahre 1900 und 1969  umgebaute, bzw. erweiterte Arzheimer Kirche errichtet. Im Gewölbe des Chores sind ihre Wappen als Schlusssteine eingesetzt.

1547 wird die erste Arzheimer Kapelle vermutlich gebaut. Um sie rankt sich die allen Arzheimern bekannte Sage.

Nach dem Jahre 1579 (dem Sterbejahr des letzten Helfensteiners) stritten sich das Kloster Herford und die Nachfahren der Helfensteiner um die Güter, also auch um das Gut in Arzheim. Der Kurfürst von Trier vergab das Gut als Lehen an den Amtmann Otto von Rollshausen. Mit diesem schloss am 12.06.1581 die Gemeinde Arzheim einen Vertrag über die Nutzung von bestimmten Flurteilen. 

1626 gingen die Besitzungen der Helfensteiner, nach Zahlung einer Abfindung von 450 Reichstalern an das Kloster Herford, in den Besitz von Steffen von Wrede und Otto Stein-Kallenfels über. Während des Dreißigjährigen Krieges sowie 1678 oder 1688 brannte Arzheim zweimal vollständig ab.

1678 hatte Arzheim ein Gericht von 7 Schöffen und einen Schultheiß. Bis ins 18. Jahrhundert hinein, so ist festgehalten, nahmen die Arzheimer am Montag der Bittwoche an einer Prozession mit den Pfarreien Pfaffendorf, Niederberg und Arenberg zur Arenberger Kirche teil. Dienstags der gleichen Woche war eine Prozession zusammen mit den Pfarreien Horchheim, Oberlahnstein und Niederlahnstein.

1715 und 1750 wechselten jeweils die Lehnsherren, die Lehnshoheit lag bis 1803 beim Kurfürsten von Trier.

1777 wird der erste Schulunterricht für 40 Kinder durch Lehrer Landsknecht in Arzheim erteilt.
1784 ist ein Schulraum im Gemeindehaus am Spilleschen eingerichtet.
1796 wird die erste Arzheimer Kapelle aus dem Jahre 1547 wird durch die Franzosen bei der Belagerung der Festung Ehrenbreitstein zerstört.
1803 kommen die rechtsrheinischen Teile des heutigen Kreises Koblenz-Land
(einschließlich Arzheim) an den Herzog von Nassau.
1804 entfallen durch die Napoleonischen Gesetze die Zahlung des Zehnten und
anderer Abgaben an das Kastorstift, sowie die Leistung von Frondienst  durch
die Arzheimer Bürgerschaft. 1815 wechseln die 1803 zum Herzogtum Nassau
gekommenen Gebiete zur Rheinprovinz Preußens. Mitte des 19. Jahrhunderts werden die in Arzheim lebenden Protestanten durch den einzigen evangelischen Pfarrer der Stadt Koblenz betreut. 1824 wird Schulunterricht in einem Saal, der an das Haus des Bäckers Doms am Spilleschen angebaut ist, gegeben. Der Saal und das Haus brennen ab. Anschließend ist der Unterricht  beim Gastwirt Gottfried Wolf II.

1825/26 wird eine neue Schule gebaut, die 1837 erweitert wird.

1825 gehen 100 Kinder zur Schule.

1836 ist die erste Erwähnung von Erzlieferungen der Grube Mühlental.

1846 wird die Kapelle „zur Mutter der schönen Liebe“ , die von Pfarrer Weller erbaut wurde, eingeweiht. Den Altar schmückt ein Gemälde des berühmten Kunstmalers Ittenbach.

1866/67 u. 1869 – 73 wird die Arzheimer Schanze als Vorwerk der Festung
Ehrenbreitstein erbaut.

1895 bis 1897 wird ein neues Schulhaus gebaut, bei dem
später öfter mal die Decke herunterfällt.

Ab dem Jahr 1898 darf die Arzheimer Zivilbevölkerung die Brentanostraße benutzen. Bis  zu diesem Jahr war sie nur eine Militärstraße. Zu Zeiten der Großfestung Koblenz gab es ein Rayongesetz, dass die Bebauung des Klausenbergs und des Gebietes bis Arzheim untersagte. In Arzheim durften nur Fachwerkhäuser gebaut werden, die in einem Krieg abzureißen waren.
1900/1901 wurde die Arzheimer Kirche durch den Architekten Joseph Kleesattel
aus Düsseldorf großzügig erweitert.

1919 konnten die Gemeinden Pfaffendorf und Arzheim die auf ihrem Gelände liegenden Fachwerkkasernen (Asterstein) kaufen.
1920/21 wurde die Arzheimer Schanze aufgrund des Versailler Vertrages geschleift, die unterirdischen Räume wurden verfüllt. Viele Arzheimer Häuser, die anschließend gebaut wurden, stehen auf Steinen, die aus der Arzheimer Schanze stammen.
1926/27 versuchte der Koblenzer Oberbürgermeister Russel die rechtsrheinischen Gemeinden, einschl. Arzheim und Urbar, in die Stadt zu übernehmen. Unter wesentlichem Einfluss des Arzheimer Pfarrers und Zentrumsabgeordneten Friedrich Wilmerstaedt wurde das unter Protest abgelehnt.

Die Eingemeindungsfrage wurde aber durch den Einfluss von OB Russel beim
Regierungspräsidenten unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter verfolgt. Weil der Landrat des Kreises Koblenz-Land von seinen geheimen Plänen erfahren hatte, beschwerte sich der OB beim Regierungspräsidenten. Dieser wollte 1930 nur noch der Eingemeindung von Horchheim, Pfaffendorf und Ehrenbreitstein zustimmen.
Aufgrund der politische Lage musste der OB seine Pläne erst einmal aufgeben. 

1935 wird durch den OB Wittgen, den Landrat Struve und dem

Regierungspräsidenten Turner beim Gauleiter Simon die Eingemeindung  aller
rechtsrheinischen Dörfer, weil das aus „allgemeinpolitischen“ - sowie
„verwaltungsmäßigen Gründen und wegen der städtebaulicher Entwicklung
notwendig sei, gefordert.

Nachdem alle Gemeinderäte und Ratsherren, mit Ausnahme der Arzheimer, restlos zugestimmt hatten, wurden die Gemeinden Pfaffendorf, Horchheim,
Neudorf und Niederberg, die Stadt Ehrenbreitstein, sowie Teile der Gemarkungen von Urbar und Arzheim (Teile Asterstein und Arzheimer Schanze), der Stadt Koblenz mit Wirkung vom 01.07.1937 eingegliedert. Dabei werden die Teile Arzheims von etwa Klausenberg – Peter-Flöck-Str – Am Mühlenpfad bis hin zum Feldweg auf die „ Untere Schanz“ der Stadt Koblenz zugeschlagen. 

1937 werden die Fluren  im Bereich der Schmidtenhöhe bis Höhr enteignet
gegen einen Betrag von 60 bzw. 80 Pfg je qm, um den Übungsplatz anzulegen.
Dadurch wird vielen Landwirten die Existenz geraubt und Arzheim entwickelte
sich zum Handwerkerdorf. 1948 wird die alte Schule von 1826/27 zum größten
Teil abgerissen.

1948 versuchten die Ehrenbreitsteiner ohne Erfolg die 1937 zwangsweise durchgeführte Eingemeindung zu revidieren. 1950 hat Arzheim
1571 Einwohner plus noch etwa 60 Heimatvertriebene aus Ostdeutschland.
1952 wird ein neuer Wasserbehälter auf dem Steinerkopf gebaut.
1955  wir die neue Schule eingeweiht. 1957 entwickelt die Stadt Koblenz, in
Abstimmung mit der Nachbargemeinde Arzheim, einen Flächennutzungsplan,
nachdem für 150.000 Einwohner geplant wurde. Die alten Dorfbereiche sollten
einschneidend saniert  und zu „sekundären Stadtzentren“ ausgebaut werden.
1959 wird ein weiterer durch die Stadt öffentlich geführter Versuch,
u.a. die Gemeinde Arzheim zu übernehmen, wirkungslos beendet.
1959 beginnt der Bau der „Siedlung“, das Gebiet um Strenge/
Kurt-Schumacher-Str/Hermann-Löns-Str / Am Nussbaum/Aldegundis-Str/
Pfr-Wilmerstadaedt-Str.
1960 wird die Blei- und Zinkgrube Mühlenbach geschlossen.
1961 wird die Kläranlage im Blindtal gebaut.
1963 ist die Einweihung des Kindergartens.
1963 tritt durch die im Land begonnene Verwaltungsreform eine entscheidende
Wende ein. Durch 18 Gesetze wird zwischen 1966 und 1974 die
„Verwaltungsvereinfachung“ umgesetzt.

1964 erbau der Turnverein eine neue Turnhalle.

1967 forderte der OB Macke vom Regierungspräsidenten
die Eingemeindung von Nieder- und Oberlahnstein, Arzheim, Arenberg,
Kesselheim, Bubenheim, Rübenach, Güls, Ley, Waldesch und Kapellen-Stolzenfels. Ohne Erfolg blieben erst mal diese Forderungen „aufgrund dringender Gründe des öffentlichen Wohls“. Am 14.11.1968 stimmte der Stadtrat  einem Entwurf zum 5. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung zu, worin u.a. Gebietsteile Arzheims in das Stadtgebiet eingegliedert werden sollen.
Einem freiwilligen Zusammenschluss mit der Stadt Koblenz stimmte die Gemeinde Arzheim nicht zu. Sogar der Kreistag des Landkreises Koblenz-Land stimmte dem zu. Nach einem 6. Landesgesetz vom 10.04.69 kommen Gebietsteile Arzheims dann doch zum Stadtgebiet. 1968 wird Arzheim beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ mit ersten Preisen geehrt.

Auf Landesebene erhält Arzheim den sechsten Preis. 1969 – 1971 wird die Pfarrkirche erweitert. Durch das 9. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung werden 6 Gemeinden, unter andere Arzheim, aufgelöst und mit dem Auseinersetzungsvertrag vom 02. November 1970 (für Arzheim) in die Stadt Koblenz eingegliedert. Arzheim hatte zu diesem Zeitpunkt 2344 Einwohnern, die Stadt Koblenz zählte danach 124.000 Einwohner (heute 2001 = 107.428 (Stand 31.08.01)

1971 wird der Sportplatz auf dem Gelände der Arzheimer Schanze neu hergerichtet und erhält den Namen „Sportstätte Alois Segner“. 

In seiner Sitzung am 22.10.1981 beschließt der Stadtrat, dass die Teile der Arzheimer Gemarkung, die zwischen Asterstein und Brückengraben/Johannsgraben/Blindbach liegen, zum neuen Gemeindeteil Asterstein gehören sollen.

In seiner Stadtratssitzung am 04.02.1988 beschießt der Stadtrat mit 34 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen die Wiedereingliederung der Straße „ An der Arzheimer Schanze“  sowie der Gewanne „ Flachsberg“, „Im Schmaus“, „Am neuen Weg“, „Arzheimer Schanze“, „Mühlpfad“, „Schieferstücker“ und „Hinter dem Ufer“ in den Stadtteil Arzheim.

Vorangegangen war eine intensive Bürgerdiskussion, bei der Ortsvorsteher Willi Reichert ' und Ortsbeirat sowie alle betroffenen Anwohner für eine Rückgliederung gestimmt hatten.